
Bauernkriegsdenkmal
Abt Jacob Murer, Prälat des Reichsklosters Weißenau, wurde vom Aufruhr seiner Bauern völlig überrascht. Nach der Beendigung des Aufstands hat er die Ereignisse in einer Bilderchronik festhalten lassen. Murer stammte aus einer kunstsinnigen Familie aus Konstanz, die etliche Maler hervorgebracht hatte. Ob Jacob Murer die elf Zeichnungen selbst anfertigte oder malen hat lassen, ist heute nicht mehr nachweisbar. Aber seine Chronik ist das anschaulichste Zeitdokument des Bauernaufstandes im Jahr 1525 in Deutschland und den angrenzenden Ländern. Nach der Säkularisation des Stifts im Jahr 1803 kam die Bilderchronik in das Archiv des Fürsten Waldburg-Zeil. Sechs Zeichnungen, die die Ereignisse im Kloster und im Schussental zum Inhalt haben, werden nun in einem Denkmal dauerhaft gezeigt. Auf sechs Stelen werden die Ereignisse erläutert. Die dramatischen Ereignisse sollen im öffentliche Bewusstsein verankert werden.
Das Denkmal wurde eingeweiht am
Samstag, 12. April 2025, um 15.00 Uhr. Hier einige Bilder von der abwechslungsreichen Einweihungsfeier:
Herr Ortsvorsteher Thomas Faigle (rechts) begrüßt die Gäste bei der Einweihung des Weißenauer Bauernkriegsdenkmals. Neben ihm Dr. Ulrich Höflacher, der die Erläuterungstexte für die Bildtafeln geschrieben hat und sich hier als Mikrofonständer nützlich macht. Hinter Höflacher ist eine der Stelen zu sehen, die wie Lesepulte gestaltet sind, damit man die Federzeichnungen des Abtes Murer genau betrachten kann. Die Konzeption lag in den Händen von Herz & Hand, Werbeagentur in Ravensburg.
Am Vorabend hat Dr. Peter Eitel in einem fulminanten Vortrag "Die Weißenauer Bauernkriegschronik - mit der Lupe betrachtet" in die detailreiche Chronik mit ihren elf Federzeichnungen eingeführt. Hier begrüßt Julia Nordmann, 1. Vorsitzende des Kulturkreises Eschach e.V., im vollbesetzten Magdalenensaal den Referenten.
Foto: Frank Vollmer
Die Stefan-Rahl-Schule Obereschach, die den Namen des charismatischen Weißenauer Bauernführers trägt, hat ein Musik-Theaterstück einstudiert, das eigens für das Gedenkjahr geschrieben worden ist. Zur Einweihung des Weißenauer Denkmals wurde daraus eine Szene gezeigt. Hier freuen sich die Landleute mit einem Tanz, dass sie der Obrigkeit mit Hilfe von Stefan Rahl Erleichterungen ihres beschwerlichen Lebens abtrotzen können. Es sollte freilich anders kommen. Die Freiheiten, zum Greifen nah und erhofft, haben sich nicht realisieren lassen.
Der Tanz wird jäh unterbrochen. Das feindliche Heer unter Feldhauptmann Georg Truchsess von Waldburg ist im Anzug. Die Herren haben sich zusammengetan, um den Aufstand gewaltsam zu unterdrücken. Zu den Herren zählten die Adligen, die Reichsstädte und Reichsklöster. Aber die Bauern waren nicht allein. Ihnen haben sich auch etliche Adlige, Städte und die Knappen in Tirol angeschlossen.
Die Herren haben gesiegt. Der "Schwäbische Bund" hisste seine Fahne im Kloster. Der Bauernkrieg war im Schussental nach wenigen Wochen am Ostermontag 1525 zu Ende. Durch den zwischen dem Truchsessen und den Bauern geschlossenen "Weingartner Vertrag" wurden die Verhandlungen über die Anliegen der Bauern vertagt. Der Hof des Stefan Rahl wurde in Schutt und Asche gelegt, aber das Schlachtengemetzel blieb aus. Jacob Murer, traumatisiert von den Ereignissen, lässt die Chronik verfassen.
Die Fahne soll uns zum Nachdenken anregen, warum Konflikte auch heute noch gewaltsam entschieden werden. Warum ist der "gemeine Mann" (oder Frau) den Herrschenden oft hilflos ausgeliefert? Warum sind Freiheitsrechte latent in Gefahr, von den Herrschenden beschnitten zu werden?
DAS DENK-MAL BEFINDET SICH ZWISCHEN DEM MÜNSTER UND DEM TORHAUS UND IST FREI ZUGÄNGLICH. EIN BESUCH IST SEHR ZU EMPFEHLEN.
Fotos: Siegfried Heiss, Ravensburg