Veranstaltungen 2024

Das Jahr 2024 ist für Weißenau ein Jubiläumsjahr. Vor 300 Jahren waren der neue Klosterbau und die Kirche größtenteils vollendet und die Kirche wurde am 23. April 1724 durch den Konstanzer Weihbischof geweiht. Archtitekt der gesamten Anlage war Franz Beer von Bleichten. Er zählt zu den bedeutenden Vertretern der Vorarlberger Barockbaumeister. Die Weißenauer Klosterkirche  ist sein letztes Werk zahlreicher Doppelturmanlagen und in der Tradition römischer Barockarchitektur errichtet. Jacob Carl Stauder und Franz Schmuzer waren wichtige Ausstattungskünstler. Allerdings wurde der Plan von Franz Beer nicht vollständig umgesetzt, denn der frühbarocke Chor von Martino Barbieri aus dem Jahr 1628 wurde in den Neubau einbezogen. Wegen der kulturhistorischen Bedeutung der Kirche, der darin verwahrten Heilig-Blut-Reliquie und der klangprächtigen Orgel von Johann Nepomuk Holzhey hat Diözesanbischof Dr. Gebhard Fürst die ehemalige Klosterkirche der Prämonstratenser am 20. Oktober 2023 unter Beisein von Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Münster erhoben. Wir dürfen Sie also ab sofort zu "Münsterkonzerten" begrüßen. Da die grundlegende Renovierung der Kirche bis zum Jahr 2027 dauert, sind die Konzerte zeitlich so abgestimmt, dass die Kirche sich bei den Veranstaltungen ohne Innengerüst zeigt. Allerdings wird es deshalb auch andere Formate geben, zu denen wir Sie herzlich einladen dürfen.   

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Die barocke Doppelturmanlage mit Säulen und Pilastern sollte die Bedeutung der freien Reichsabtei unterstreichen. Man hatte auf weltlicher Seite nur den Kaiser über sich und keinen anderen Landesherrn. Weißenau war bis zur Klosterauflösung im Jahr 1803 also ein unabhängiger Miniaturstaat, der sich standesbewusst gab. Neben der Kirche gab es im Konventbau deshalb einen Festsaal, um gegebenenfalls den Kaiser würdig empfangen zu können. Das neue Kloster wurde doppelt so groß geplant wie das alte, das im wesentlichen noch aus dem 12. Jahrhundert stammte. Der Ost- und der Südflügel wurden ab 1708 erbaut, der Westflügel mit der Kirche ab 1717. Schon im Fruhjahr 1724 waren die Arbeiten abgeschlossen. In Weißenau war eine barocke Klosterresidenz entstanden.

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Samstag, 29. Juni, 19.30 Uhr, Patrozinium St. Peter und Paul

Carillonkonzert auf dem Münsterplatz

300 Jahre Weihe der Münsterkirche Weißenau

 

Peer Günther, Carilloneur

Musikkapelle Obereschach unter der Leitung von Wolfito Vetter

Fanfarenzug Weißenau unter der Leitung von Sascha Ade

 

Ein einmaliges Konzert lockte am Patrozinium St. Peter und Paul etwa 500 Zuhörer auf den Münsterplatz in Weißenau. Alle 500 Programmzettel haben dankbare Abnehmer gefunden. Es war eine weitere würdige Veranstaltung, um das 300-jährige Weihejubiläum der Kirche zu feiern, die derzeit durch das Land Baden-Württemberg renoviert wird. Gerüste bedecken Nordturm, Fassade und das Querhaus der Kirche. Das tat aber der Feier keinen Abbruch, obwohl immer wieder nach einem brütend heißen Tag einige Regentropfen für Abkühlung sorgten.

Carillonuer Peer Günther bestach durch sein virtuoses und dynamisches Spiel. Die Musikkapelle Obereschach begeisterte durch anspruchsvolle Konzertliteratur für Blasorchester und nach Abschluss des Konzerts gab sich der Fanafernzug Weißenau die Ehre, so dass sich volksfestartige Stimmung auf dem Münsterplatz einstellte. Dazu trug sicher auch der Getränke- und Wurststand der Heimat- und Kinderfestkommission Weißenau bei, so das auch für das leibliche Wohl gesorgt war.

Wollte man ein Stück besonders herausstellen, war es keines. Star war nämlich die Dreifaltigkeitsglocke, zu deren warmem und mächtigem Ton Peer Günther mit dem Carillon improvisierte. Starker Beifall nach diesem einfühlsamen Duo! Und hochemotional wurde es ganz zum Schluss für die Weißenauer, als durch die Musikkapelle Obereschach zusammen mit dem Carillon das Heimatlied erklang. Und schließlich gewann auch noch die Fußballnationalmannschaft ihr Achtelfinale. Was für ein Tag!

 

Das Carillon der Glockengießerei Perner aus Passau vor dem eingerüsteten Münster in Weißenau. Das Glockenspiel fand hohes Interesse und wurde eingehend inspiziert. Wo kann man ein Glockenspiel auch so hautnah erleben? Carilloneur Peer Günther hat es virtuos und differenziert zum Klingen gebracht.

 

Foto: Rolf Engler, Stadtrat Ravensburg 

 

So sieht normalerweise der Carilloneur Peer Günther von seinem Arbeitsplatz in luftiger Höhe aus seine Zuhörer. In Weißenau war es anders. Das Carillon stand auf einem Hänger ziemlich nah bei den Menschen. Die Musikkapelle Obereschach hat sich daneben plaziert. In den Ortsfarben blau-weiß die passenden Versorgungszelte für Wurst, Wecken und Getränke. Hin und wieder ließ Petrus, einer der Kirchenpatrone, ein paar Tropfen Weihwasser auf die Menschen niedergehen, aber bei dem glühend-heißen Sommertag war das die richtige Abkühlung.

Foto: Manfred Jopke

 

Das waren die gespielten Musikstücke:

Georg Friedrich Händel                  „Feuerwerksmusik“ für Carillon und Blasorchester

1685-1756

 

Jo Haazen                                        Oleanders                 l

1944                                                 Jo Haazen war früher Stadtcarilloneur von

                                             Antwerpen und Mechelen; heute Stadtcarilloneur

                                             von St.Petersburg

 

Ioannes De Gruijtters                      Menuet

1709-1772                                       damaliger Stadtcarilloneur von Antwerpen

 

Sally Slade Warner  (Arr.)                The Bells of Aberdovey

1932-2009                                      ehem. Carilloneurin in Cohasset & Andover

                                            Massachusetts

 

Sally Slade Warner  (Arr.)               Londonderry Air

 

Jacob de Haan                               „La Storia“ für Blasorchester

1959

 

Geert D’hollander                            Ludus Modalis – Spring Morning

1965                                                Stadtcarilloneur von Antwerpen & Gent

 

Robert Byrnes                                  On the San Antonio River

1949-2004                                        ehem. Carilloneur in Cedar Falls, Iowa

 

Hans Zimmer                                  „Movie Milestones“ für Blasorchester

1957

 

Johann Sebastian Bach                  Gavotte I & II aus der Cello-Suite Nr. 6

1685-1750                                       Arr. von Peer Günther

 

Domenico Scarlatti                          Sonata K. 391

1685-1757                                       Arr. von Peer Günther

 

Dreifaltigkeitsglocke von Peter Ernst aus Lindau, gegossen 1753 auf dem Ton a° mit 5,3 Tonnen Gewicht und freie Improvisation von Peer Günther

 

Jacob de Haan                                „Concerto d’Amore“ für Blasorchester

 

Nicolò Paganini                               Ghiribizzi Nr. 1-7

1782-1840                                       Arr. von Peer Günther

 

Soichi Konagaya                             „Grand March“ für Blasorchester

1949

 

Johann Wilhelm Siebenkäs            Münchner Schäfflertanz

1826-1888                                       Arr. von Georg Köppel

 

Weißenauer Heimatlied „Hurra, auf zum Kinderfest“ für Carillon und Blasorchester

                         

 

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Freitag, 26. Juli 2024, 8.30 Uhr

Kulturfahrt nach Ursberg und Maria Steinbach

300 Jahre Weihe der Münsterkirche Weißenau

 

Ursberg ist eines der ältesten Prämonstratenserklöster und hat seine ursprüngliche Kirche bis heute bewahrt. Sie wurde in der Barockzeit mit einer neuen Ausstattung versehen, die sehenswert ist. Johann Nepomuk Holzhey hat darin seine erste große Orgel gebaut (1775).  

Maria Steinbach ist das Marienheiligtum des Klosters Rot an der Rot, von dem aus Weißenau besiedelt wurde. Die wunderbare Wallfahrtskirche hat einen interessanten Grundriss, der so ähnlich für den Weißenauer Chorbau vorgesehen war.

Abfahrt ist um 8.30 Uhr an der Schule in Weißenau. Mittagessen gibt es in der Klostergaststätte in Ursberg. Der nachmittägliche Kaffee wird in Illerbeuren sein.

Die Leitung der Kulturfahrt haben Bernd Bergemann und Dr. Ulrich Höflacher.

Rückkehr nach Weißenau etwa um 18.00 Uhr.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Christlichen Familienkreises Weißenau und des Kulturkreises Eschach e.V.

Kosten: € 45

Die Fahrt ist ausgebucht. Es gibt aber eine Warteliste. Anmeldung bei Bernd Bergemann, Tel. 0751/61073

Ursberg ist das älteste Prämonstratenserstift in Süddeutschland und wurde 1125 gegründet. Der Glockenturm hat die Form des alten Weißenauer Glockenturmes, bevor dieser zugunsten der Doppelturmanlage von Franz Beer abgerissen wurde.

Maria Steinbach ist wie Weißenaui eine Wandpfeilerkirche, aber mit der Tendenz zum Zentralraum. Architektur, Stuck und Malerei verbinden sich zu einem barocken Gesamtkunstwerk.

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Samstag, 12. Oktober 2024, 9.00 Uhr

Auf den Spuren von Franz Beer von Bleichten, Baumeister des Klosters Weißenau,

in den Bregenzer Wald

 

Franz Beer ist einer der bedeutendsten und meistbeschäftigten Vorarlberger Baumeister. Wegen seines Ansehens und Reichtums wurde er von Kaiser Karl VI. Im Jahr 1724 in den Adelsstand erhoben. Er nannte sich nun Franz Beer von Bleichten. Die Alpe Bleichten hatte er zwei Jahre zuvor als Architektenhonorar vom Stift Weißenau erhalten. Auf dieser Reise in den Bregenzer Wald besichtigen wir das Barockbaumeistermuseum in Au, das vor drei Jahren neu eingerichtet wurde. Außerdem stehen die Kirchen in Au und Schwarzenberg auf dem Programm. Im historischen Gasthaus Löwen in Au ist Mittagspause. Allein die herrliche Landschaft des Bregenzer Waldes ist eine Reise wert. Weshalb die Auer Zunft so erfolgreich war und ab dem Jahr 1650 in Oberschwaben fast alle Barockbauten erstellte, wird im Zenturm der Kulturfahrt stehen. Die Leitung hat Dr. Ulrich Höflacher.

Kosten: 40 €

Anmeldung ab 16. September bei Anita Höflacher, Tel. 0751/66238

Abfahrt an der Turn- und Festhalle in Weißenau.

Franz Beer war einer der erfolgreichsten Baumeister der Auer Zunft. Höhepunkt in seinem Leben war sicher die Erhebung in den erblichen Adelsstand. Selbstbewusst lässt er sich 1719 von seinem nachmaligen Ratskollegen Jacob Carl Stauder portraitieren. Beer hat Stauder dann auch nach Weißenau empfohlen, um die großen Medaillons in der neuen Barockkirche auszumalen. Beer wurde schon mit sechs Jahren Vollwaise und es ist erstaunlich, wie er sich gegen harte Konkurrenz behaupten konnte. Zunächst lebte er mit seiner Frau Katharina Eberlin in Au und Andelsbuch, mit der er zehn Kinder hatte. Nachdem seine erste Frau 1703 verstorben war, zog er nach Konstanz und heiratete Elisabeth Mellenbrei. Die Kirche in Weißenau war sein letztes großese Bauprojekt, bevor er 1726 hoch geachtet in Konstanz verstarb.  

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Unsere CD-Empfehlung:

Über folgenden Link gewinnen Sie einen Eindruck von der Arbeit bei der Produktion der CD:

 

https://youtu.be/kn45QC8PVLc

 

Die CD ist beim Kath. Pfarramt Weißenau, Abteistraße 4, zu € 15 während den Bürozeiten erhältlich.

Montag, Dienstag und Freitag 9.00 - 12.00 Uhr

Donnerstag 15.00 - 18.00 Uhr

Tel. 0751/61590

 

Eine Rezension von Wolfram Frommlet ist erschienen unter der Kolumne "Kultur erleben" in der Schwäbischen Zeitung Ravensburg vom 22. November 2021.

Hier seine Rezension in Auszügen:

(...) "Weber und Simon verschmelzen zu einem transzendentalen Raum, mit dem Abstand von 1000 Jahren klingt Hildegard von Bingen in minimalistischen Klängen so modern, wie man es bei John Cage oder Karlheinz Stockhausen wieder hört. Zur Zeit von Bingens muss die selbstbewusste Sopranstimme, wie Wiltrud Weber sie singt, eine sensationelle Neuerung gewesen sein. Und verblüffend nah an diesen Räumen, die wie eine Befreiung wirken aus der irdischen Zerstörung, ist Rainer Oleaks 'Lumen' mit der geradezu archaischen Klarheit von Wiltrud Weber, mit der sie, hoffnungsvoll, bewegend schlicht, in Ara-mäisch, der Sprache Jesu, 'The Lord's Prayer' in ihrer eigenen Vertonung singt.

Gregor Hübner hat (...) für Wiltrud Weber 'Sei mutig und entschlossen' komponiert, ein überzeugendes Stück feministischer Individualität. Reiner Schuhenn (...) vertonte in seiner "Missa per una voce" eine Theologie der 'Befreiung' von Pathos, von erstickten religiösen Gewissheiten. Da hört man Risse und Herausforderungen, das sind kühne, offene Töne, die Wiltrud Weber zeitgemäß beunruhigend aus Schuhenns moderner Sakralität herausholt. Diese Missa und Webers unprätentiös nüchterne und deshalb so packende Interpretation hat etwas Dialogisches - man möchte darüber reden und nicht weihevoll schweigen. Überraschend, wie Gregor Simon in seiner 'Suite francaise sur Ave Maria' die Holzhey-Orgel spielt - fragile Klangfelder, transparent registriert, bekommt sie für Momente einen geradezu modernen Klang. Simons Kompositionen haben eine zeitgemäße, eine autarke sakrale Ästhetik.

Eine weitere musikalische Entdecckung ist (...) 'Jubilate Deo', in der Fassung des 1744 verstorbenen André Campra, in dessen rokokohafter Verspieltheit und spätbarockaler Sinnenfreude verschmelzen Gregor Simon und Wiltrud Weber -Orgel und Sopran- zu einem freudvollen Schluss in schwieriger Zeit."